“Wozu subventioniert ein Bundesland Dutzende Sinfonieorchester und Opernchöre, wenn dort nicht der Versuch gestartet wird, für die Neubürger zu musizieren? Wozu hat jedes Kaff ein Heimatmuseum, wenn der Direktor ihnen nicht einen Eindruck dieser Heimat vermitteln will? (…) Vieles wird naturgemäß schieflaufen oder schon im Ansatz scheitern. Das ist nicht schlimm, denn für beide Seiten ist die Lage völlig ungewohnt. Es geht nicht darum, staatlicherseits allen schnell die deutsche Leitkultur einzubimsen. Die gibt es ja nicht. Aber dieses spezifisch europäische Lebensgefühl einer gewissen Wahlfreiheit, Lockerheit, Toleranz und Vielfalt – das ließe sich doch ansatzweise rüberbringen. Wozu haben wir sie denn sonst, diese ganze teure Kultur?”, schreibt Dirk Schümer am 12.11. in der Zeitung “Die Welt“.
Kulturvermittler_innen aus Kassel und Studierende der Kunsthochschule Kassel machen ein kulturelles Angebot: An Menschen, die in der Erstaufnahmestelle Landesfeuerwehrschule (erst einmal) angekommen sind – ausgehend von der Überzeugung, dass ein Willkommen da statt finden sollte, wo auch ein Ankommen erfolgt. Aufnahmeverfahren dauern in der Regel 3-6 Monate. In dieser Zeit haben die Menschen, die auf der Flucht waren, Zeit. Zeit, Kassel kennen zu lernen, die Sprache, die Menschen und die Kultur. Zeit für “uns”, die Menschen und Kulturen kennen zu lernen, die derzeit in Kassel neu ankommen. Und herauszufinden, was “wir” gemeinsam schaffen können. Kunst und Kultur eröffnen bekanntlich Welten.
Seit Ende Oktober gibt es von Montag – Freitag regelmäßige Angebote. Themen sind beispielsweise: Bildende Kunst, Handarbeiten, Musik, Streetfußball, Handwerken… Ergänzend gibt es besondere Veranstaltungen wie etwa der Besuch der Aufführung „Das Tapfere Schneiderlein“ im Staatstheater oder Ausstellung Marcel Brodthaers im Fridericianum Kassel. Die beteiligen Personen arbeiten derzeit ehrenamtlich oder werden durch die Institutionen an denen sie arbeiten, unterstützt. Unterstützt werden die Angebote durch Firmen wie plansecur, Börner Reisen sowie von den beteiligten Kulturinstitutionen. Initiiert wurde das Projekt von Juliane Gallo und Gila Kolb.