„Irgendwas zu Afrika“ – Herausforderungen der Vermittlung am Weltkulturen Museum
(Kunst) vermitteln im Weltkulturen Museum in Frankfurt – wie kann das gehen?
Von 2010-2015 leitete Clémentine Deliss das Weltkulturen Museum Frankfurt und prägte das Programm. Das hatte Folgen für die Vermittlung im Weltkulturen Museum.
Das von Stephanie Endter und Carolin Rothmund herausgegebene Buch bietet Einblick in die aktuelle Arbeit von Vermittlerinnen. Es repräsentiert nicht – es zeigt die fragile Arbeit vor Ort mit den Menschen, die ein Museum besuchen – und denen, die dort vermitteln. Der Band zeichnet sich durch eine Vielfalt von Stimmen aus, Praktiker_innen, die von ihrer Arbeit erzählen, Einblick in Protokolle oder Auseinandersetzungen mit eigenen Fragestellungen geben. Diskussionen ergeben ein vielstimmiges Manifest, werfen Fragen auf, geben individuelle Antworten und geben Anleitung: Es sind die Fragen nach der Reflexion (oder auch Präskription) der eigenen Vermittlungspraxis. (Vgl. S. 209ff.)
13 Autor_innen hat dieses Buch – Ethnolog_in, Sprachkünstler_in, Fotograf_in, Künstler_in, Kunstvermittler_in, Kulturanthropolog_in sind nur einige Beispiele für das interdisziplinäre Feld– das auch grafisch auf die Gespräche und Einwürfe, Einwendungen und Setzungen reagiert. (Gestaltung: www.veryvery.de)
Einige Autor_innen arbeiten am Weltkulturen Museum. Andere sind Teil eines „Think Tanks“, der die Vermittler_innen am Haus begleitet und reflektiert. Nicht zuletzt bleibt, was an Abend der Buchpräsentation mehrfach aufgerufen wurde: Nicht nur die Besucher_innen könnten enttäuscht von der Vermittlung sein – was die/der Vermittler/in aushalten muss- sondern auch die Vermittler_innen haben Erwartungen an Besucher_innen, die enttäuscht oder erfüllt werden.
Das Buch ist nun erschienen und bildet einen Dialog ab. Ich bin gespannt, wie sich dieser nach der Buchpräsentation am 24. September im Haus und im Dialog mit der Fachcommunity entwickeln wird. Nicht alles, was im Buch steht, ist neu. Das braucht es auch nicht zu sein, denn es dient einer ersten Positionierung. Klar ist auch, dass dieses Buch ein Anfang ist – und eine Einladung zum gemeinsamen Gespräch, an einen Tisch, der verbindet aber auch trennt, um Positionen zu verhandeln (Nora Sternfeld beim Abendvortrag “Versammeln und Auseinandersetzen” zur Buchpräsentation).
Für Kunstvermittler_innen sei dies ertragreiches Buch empfohlen, da es vermittlerische Arbeit ernst nimmt, bis in ihre Repräsentation ins Buch hinein. Für Kunstlehrer_innen ist es lesenswert, da es zeigt, wie die Arbeit mit Themen eines ethnologischen Museums wie Kolonialismus, Migration aussehen kann und den damit verbundenen, ohne Zweifel schwierigen Prozess deren Vermittlung auffaltet – und dies mit Themen, die ohne Zweifel schon jetzt in der Realität des Klassenzimmers angekommen sind.
Infos:
Weltkulturen Museum, Stephanie Endter, Carolin Rothmund (Hg.): „Irgendwas zu Afrika“– Herausforderungen der Vermittlung am Weltkulturen Museum. Kerber Verlag Bielefeld, Berlin, 2015. ISBN: 978-3-7356-0137-7