Anfang April veröffentlichte Wolfgang Ulllrich die Kritik “Stoppt die Banalisierung!” (Zeit 13/2015) in der er beklagt: “Alles soll für alle möglichst verständlich aufbereitet werden”. Die Gefahr von Vermittlung, in der zumeist Frauen, also Kunsthistorikerinnen oder Pädagoginnen arbeiten, sieht der Vermittler seines eigenen Fachs Ullrich (Tiefer hängen, 2003) vor allem da, wo es “offene Angebote” im Museum gibt: “In ihrer Folge werden die Werke nämlich so vermittelt, dass nicht mehr viel von ihnen übrig bleibt. Vielmehr heißt Vermittlung von Kunst, diese bis zur Unkenntlichkeit zu verharmlosen.” In der polemischen Kommentierung kunstvermittlerischer Arbeit, die trotz oder gerade wegen des “educational turns” stark marginalisiert ist (wie es sich etwa durch Bezahlung oder Wertschätzung ausdrückt), fehlt etwas Essentielles: dass es sich bei Museen um öffentliche (Bildungs-)Räume handelt.
Dies bemerkt Martin Fritz und führt weiter aus: “Große, öffentlich-finanzierte Institutionen existieren nicht nur für die Kunst und schon gar nicht exklusiv für ihre Exegeten und Exegetinnen, sondern für die Gesellschaft. Sie sind immer auch öffentlicher Raum. Und ein öffentlicher Raum in einer demokratischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts muss ein barriere- und diskriminierungsfreier öffentlicher Raum sein.”
“Großes Diskussionspotential” attestiert Lisa Katharina Förster dem Beitrag Wolfgang Ullrichs im blogpost “Wem gehört die Kunst?” (übrigens eine Frage, die auch Cornelia Sollfrank aufwirft). Förster schließt mit einem Aufruf zur Diskussion über museumspädagogische Fragestellungen. “Let´s talk about it.”, die sich inzwischen zu einer Diskussion entwickelt hat. Letzter Stand ist die Forderung Ullrichs Museen, ähnlich den Staats- und Stadtbibliotheken, zu separieren: Die Kunst “schützen” sollen einerseits, und “Kreativitätsagenturen” andererseits. Der Vorschlag entbehrt nicht einer gewissen Ironie, führt er doch direkt in Prä-Bourdieusche museale Räume – und enthält damit genau den Wunsch nach Ausschluss und Differenzbildung, die gemeinhin kritisiert wird – als bürgerliche Geste.